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Seit die Zinsen für Geldanlagen Richtung Null tendieren, steigt das Interesse an alternativen Wertanlagen. So investieren Anleger inzwischen in Weine, Geschirr und Briefmarken – oder eben Autos.
Dabei steigt nicht jedes Modell im Wert, nur weil es alt ist. Andere Modelle wiederum sind inzwischen so teuer, dass sie sich kaum noch als gutes Investment eignen, verfügt man nicht ohnehin schon über ein hohes Eigenkapital.
Besonders gefragt waren in den vergangenen Jahren die seltenen Ferrari Scaglietti-Modelle, von denen jeweils nur 10–12 Exemplare hergestellt wurden. Die Italiener erzielen weltweit auf Aktionen derzeit Spitzenpreise.
Ferrari 335 Sport Scaglietti (1957) | 35,8 Mio. € |
Ferrari 250 GTO Berlinetta (1962) | 28,4 Mio. € |
Mercedes-Benz W 196 R (1954) | 26,8 Mio. € |
Ferrari 290 MM (1956) | 25,6 Mio. € |
Ferrari 275 GTB / 4*S N.A.R.T Spider by Scaglietti | 24,8 Mio. € |
Ferrari 275 GTB / C Speciale | 23,8 Mio. € |
Jaguar D-Type (1955) | 19,4 Mio. € |
Alfa Romeo 8C 2900 B Lungo Spider (1939) | 17,6 Mio. € |
Ferrari 340 / 375 MM Competizione (1954) | 16,5 Mio. € |
Ferrari 250 GT Spider SWB (1961) | 16,3 Mio. € |
Sehr beliebt sind dabei Fahrzeuge, die Geschichten erzählen. So belegt seit langer Zeit ein Jaguar D-Type einen der Spitzenplätze. Das Fahrzeug aus dem Jahr 1955 landete 1956 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans auf dem ersten Platz – mit fünf Runden Vorsprung zum Zweitplatzierten.
Und auch der Silberpfeil, der als eines von nur 14 Exemplaren den vierten Platz belegt, wurde einst von einer Formel-1-Legende, dem Argentinier Juan Manuel Fangio, gefahren.
Noch berühmter war zweifelsohne der zeitweise Eigentümer des zehntplatzierten: Alain Delon soll den Ferrari zwei Jahre lang besessen haben – das reicht, um das Exemplar in die Top 10 zu katapultieren.
Durch die Decke gehen aktuell die T2-Modelle von VW. Deren Wert stieg seit 1999 auf das Sechsfache. Aktuell ziehen auch die Preise für das Nachfolgemodell T3 deutlich an.
Ein Klassiker unter den Cabrios ist zweifelsohne der Alfa Spider von der ersten bis zur fünften Generation. Auch hier steigen die Preise zumindest bei den ersten vier Generationen deutlich an. Gleiches gilt auch für die Klassiker des 3er BMW E30 sowie die frühen Baureihen R109 bis W198 des Mercedes SL.
Die schwedische Marke Saab gehört der Vergangenheit an. Unschwer zu erraten, was mit den aktuellen Preisen passieren wird. Vor allem den Saab 99 und das 900I Cabrio oder den Turbo sollte man sich unter Umständen sichern.
Bislang günstig zu haben sind einige Youngtimer von Peugeot, Opel, Lada oder Mazda – Modelle, die selten angeboten werden. Bei diesen Modellen ist jedoch etwas Gespür und Geduld gefragt: Zunächst geht der Trend erst mal nach unten. Das zeigt sich aktuell beim Toyota MR2, der zuletzt Wertsteigerungen um bis zu 40 % verzeichnen konnte.
Ein wahrer Dauerbrenner ist auch der luftgekühlte Porsche 911. Die Preise explodierten zuletzt regelrecht, bevor sich der Aufstieg in exorbitante Höhen seit 2016 deutlich verlangsamte. Aktuell werden hingegen die 996er- und die 997er-Baureihe beliebter und damit teurer.
Vielversprechend, wenn auch noch nicht deutlich im Wert gestiegen, sind der Audi TT (1998–2005), der BMW M3 (1986–1991), das BMW Z3 Coupe (1998–2002), der Mazda MX-5 (1989–1998) oder der Opel Speedster (2000–2005).
Wer mit seinem Fahrzeug wirklich eine Wertsteigerung anstrebt, ist wohl um die Pflege und Wartung bemüht. Schließlich gewinnen unfallfreie Fahrzeuge mit gepflegter Innenausstattung, einer geringen Anzahl an Vorbesitzern und einer Lackierung, die top in Schuss ist, an Wert. Noch besser sieht es aus, wenn das Auto komplett restauriert wurde oder sich bestenfalls noch im Originalzustand befindet.
Doch sollte der Zustand bereits beim Kauf stimmen: Oldtimer werden mit den Kategorien 1–5 angegeben, eine geringere Kategorie als 2 sollte das Wunschobjekt nicht haben, denn die nachträgliche Restauration ist zeitaufwendig und teuer.
Auch wer nicht von sich behaupten kann, über einen großen Sachverstand zu verfügen: Der emotionale Bezug entscheidet bei der Wertentwicklung mit. Begehrt sind Autos, die zum Träumen einladen und einen emotionalen Bezug ermöglichen.
Ganz gleich, ob es das Modell Porsche 911, der VW Golf I GTI oder der SL Pagode ist: Allen Autos ist das gewisse Etwas gemein, das der Mercedes W123 in Basisausstattung niemals haben wird.
Umgekehrt zeigt sich der (fehlende) emotionale Bezug bei den Vorkriegsmodellen: Sicher, einige Sportwagen und Cabrios der Zwanziger- und Dreißigerjahre sind weiterhin begehrt, doch an der Mehrheit der Modelle fehlt das Interesse. Und wo keine Nachfrage herrscht, sinken die Preise.
Manchmal hilft aber auch eine Story bei der Wertsteigerung. So avancierte der BMW 507, von dem immerhin 260 Einheiten aus den Jahren 1956 bis 1959 existieren, zum Verkaufsschlager der Marke, weil Elvis Presley dieses Modell während seines Militärdienstes in Deutschland fuhr.
Auch der Käfer, der einst dem früheren Papst Benedikt gehört hat, erzielte nur aufgrund seines berühmten Vorbesitzers einen Spitzenpreis.
Der Wert von Oldtimern als Geldanlage hat im Vergleich zu anderen Anlageformen überdurchschnittlich zugenommen. Lag die Steigerung im vergangenen Jahr „nur“ bei 9 %, so liegt der Wertzuwachs in den vergangenen zehn Jahren bei exorbitanten 457 %.
Hier kann auch Wein mit einem Zuwachs von 264 % kaum noch beeindrucken. Schließlich übertrifft die Wertsteigerung damit sogar jene des Goldes.
Dabei beschränkt sich der Wertzuwachs nicht einzig und allein auf besonders seltene Modelle. So stieg der Wert des Citroen 2CV, der sogenannten „Ente“, zwischen 1995 und 2011 von 2.000 auf 8.000 Euro an, der Mercedes 300 SL Flügeltürer legte im gleichen Zeitraum von 165.000 auf 518.000 Euro zu.
Auch hat sich der Oldtimer-Index seit 1999 mehr als verdoppelt, Tendenz weiter steigend. Damit liegen die Wertzuwächse über jenen von Bundesanleihen und gleichen die Inflationsrate gleich mehrfach wieder aus.
Relativ konstant ist hingegen das Interesse der in Deutschland an Oldtimern interessierten Personen. Mit 3,35 Millionen waren 2017 etwa 400.000 Menschen weniger an Oldtimern interessiert als noch vor vier Jahren und auch die Zahl der mäßig Interessierten sank um 800.000.
Gleichzeitig ist die Anzahl der Besitzer von Oldtimern jedoch um 200.000, die der Youngtimer sogar um 1,1 Millionen angestiegen.
Nicht jedes Modell eignet sich als sichere Wertanlage. Bei einigen Oldtimern ist der Wert zuletzt sogar gesunken. Bei diversen Porsche-Modellen z. B., die eine Zeitlang übermäßig gehypt wurden, sank der Wert von 100.000 Euro zurück auf 50–60.000 Euro.
Die Spekulationsblase macht auch vor den Oldtimern nicht Halt, wobei sich zusätzlich die Euroumstellung auswirkt: Eine 1:1-Umrechnung bei vielen Automobilen, die zunächst auch willige Käufer fanden, trug zu einer Überbewertung einiger Modelle bei.
So sind beispielsweise auch beim alten Ford Mustang die Preise gesunken. An Attraktivität hat der Wagen keineswegs eingebüßt, doch hat sich das Importgeschäft so prächtig entwickelt, dass es zwischenzeitlich eine regelrechte Mustang-Schwemme in Deutschland gab.
Die Folge: Die Preise für die einst begehrten Modelle zwischen 1965 und 1970 sinken. Lag der Durchschnittswert 2011 noch bei ca. 22.000 Euro, bezifferte die Sachverständigenorganisation Classic Data diesen im Jahr 2015 bei etwa 21.000 Euro.
Ähnlich ergeht es dem Rolls Royce Silver Shadow, der zwischen 1977 und 1980 vom Band lief – wenngleich das Problem hier nicht die Masse, sondern das wenig glamouröse Image ist. Die Nachfrager investieren lieber in einen 911er oder einen Audi Quattro als in die königliche Luxuslimousine.
Doch ist des einen Leid des andern Freud – und so profitieren davon jene, die sich einen Oldtimer nicht als Wertanlage, sondern einzig für den Fahrspaß anschaffen.
Die Anzahl der Autos mit einem H-Kennzeichen lag im Jahr 2017 bei 381.083 Einheiten. Seit 2006 hat sich die Anzahl der Autos, die mit einem H-Kennzeichen registriert sind, damit mehr als verdoppelt (2006: 140.169).
1.1.2016 |
1.1.2017 | |
VW Käfer | 32.750 | 34.643 |
Mercedes W 123 | 17.534 | 18.578 |
Porsche 911/912 | 10.498 | 14.052 |
Mercedes SLR 107 | 11.325 | 13.719 |
VW Bus und Trapo | 7.736 | 10.183 |
Mercedes /8 | 7.045 | 7.352 |
Mercedes Heckflosse | 5.242 | 6.097 |
VW Golf | 4.519 | 5.984 |
Mercedes Pagode | 4.847 | 4.949 |
Opel Kadett | 4.280 | 4.685 |
Um ein H-Kennzeichen zu erhalten, muss das Auto 30 Jahre oder älter sein und einen Zustand aufweisen, der nahe am Original ist. Das Jahr 1988 – Todesjahr von Enzo Ferrari – wartet gleich mit einer Vielzahl schicker Modelle auf, die in diesem Jahr in den Genuss des Oldtimer-Status kommen.
Die Besitzer wird es freuen, gehen damit Steuervergünstigungen und Ausnahmen bei der Fahrt in städtische Umweltzonen einher.
Nicht jedes Auto taugt gleichermaßen als Geldanlage. Wer das Risiko einer Fehlinvestition vermeiden möchte, sollte sich die Entwicklungen der vergangenen Jahre anschauen, z. B. über den Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA), der seit 1999 den „Deutschen Oldtimer Index“ in Auftrag gibt, und vielleicht auch einen Youngtimer mit guten Wachstumschancen in Betracht ziehen.
Ziemlich unausweichlich ist auch der Kontakt zu einem Experten, soll die Investition nicht versanden. Auch sollte ein technisch versierter Fachmann die Probefahrt begleiten und dem Wunschobjekt intensiv unter die Haube schauen. Schließlich entscheidet am Ende der Zustand über den Wert.
Und sollte es doch nichts mit der Wertsteigerung sein, so kann sich der Eigentümer eines echten Traumwagens erfreuen und ihm sind zumindest die neidischen Blicke der Nachbarn sicher.
Wer selbst einfach nur staunen möchte, besucht ein Event wie die Techno Classica, die weltgrößte Oldtimermesse in Essen. Mehr als 2.500 der ausgestellten Modelle stehen zum Verkauf, laut Veranstalter haben davon 2016 etwa 40 % den Besitzer gewechselt.
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